Bruno Friebel zum Gedenken

Hauptlehrer Friebel, geboren am 18.Oktober 1895, aus Frauenwaldau ist am 16.Mai 1976 im 81. Lebensjahr nach schwerer Krankheit verstorben. Sein Tod bedeutete Erlösung von mehreren Leiden und das Ende eines dornenreichen Weges.

Im ersten Weltkrieg nach Sibirien verbannt, gelang ihm die Flucht in seine Bromberger Heimat. In Frauenwaldau wirkte er als ehemals jüngster Schulleiter Gesamtdeutschlands an der Katholischen Volksschule bis zur Vertreibung am 21.01.1945.

Neben seiner Lehr- und Mentorentätigkeit versah er das Amt des Kantors und war darüber hinaus Initiator zahlloser kulturellen Veranstaltungen. Allein an das regelmäßige "Offene Singen" sei hier erinnert. Schließlich oblag ihm auch die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr.

Frauenwaldau war eine große Dorfgemeinschaft und mit mehreren Nachbardörfern eine noch weit größere und sehr rege Kirchengemeinde. Trotzdem wurden bei schmalem Lehrergehalt die vielfachen Nebentätigkeiten zu allen Tageszeiten, in den Schulferien und besonders an Sonn- und Feiertagen gar nicht oder nur sehr selten honoriert.

Hilfsbereitschaft gehörte zum Wesen von Herrn Friebel, aber auch Tapferkeit bei Schicksalsschlägen. Zwei Söhne sind körperbehindert, zwei weitere raffte der Tod dahin. Er selbst erlitt mehrere Unfälle und schwere Erkrankungen mit Operationen. Eine starke Beeinträchtigung des Sehvermögens und mancherlei sonstige Beschwerden waren die Folgen. Ein Gespräch, das er bereits unter großen Anstrengungen geführt hat, wurde auf Tonband aufgenommen. Es offenbart die Kraft seines christlichen Glaubens, Harmonie, ein erfülltes Leben und Dankbarkeit für die Zuneigung seiner Familie.

Herr Friebel war ein gütiger und zugleich auch strenger Lehrer, der Maßstäbe setzte und Anforderungen an seine Schüler, an sein Kollegium und an sonstige Persönlichkeiten stellte. Darum konnte es nicht ausbleiben, daß er von nazistischen und kommunistischen Funktionären gleichermaßen beargwöhnt und gemaßregelt wurde.

Nach der Vertreibung fand er zunächst eine Anstellung in Ebersbach bei Görlitz, wurde aber als Rektor degradiert und nach Görlitz versetzt. Von hier flüchtete er mit seiner Familie in die Bundesrepublik und unterrichtete bis zum 67.Lebensjahr an der Schule in Blankenloch bei Karlsruhe. Wiederum setzte er sich vorbildlich für das Erziehungs- und Gemeinwesen ein, förderte den dortigen Musikverein und wurde Mitbegründer des Verbandes christlicher Erzieher.

Am 20. Mai 1976 wurde der Verstorbene an der Seite seines Sohnes Gerhard auf dem Friedhof Stutensee-Blankenloch beigesetzt. Eine große Trauergemeinde gab ihm das letzte Geleit; für uns freilich fast ausnahmslos fremde Menschen, die von Frauenwaldau wohl kaum mehr als allenfalls den Namen kannten. Somit war Herr Friebel nicht nur "unser" Lehrer. Die durch Vertreibung bedingte Auflösung und Zerstreuung ehemals intakter Gemeinschaften wurde hier am Grab erneut schmerzlich offenkundig. Dennoch, eine Frauenwalder Generation, die seine Schule besucht hat, wird im Beistand mit den Hinterbliebenen in Treue, Dankbarkeit und Verehrung seiner gedenken.

Hanns Wessel

Ich danke der Familie Wessel dafür, daß sie diesen von Hanns Wessel geschriebenen Text für diese Webseite zur Verfügung gestellt hat. Ich habe ihn wortgetreu übernommen und habe lediglich das Geburtsdatum von Bruno Friebel eingefügt.

 

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